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Über Moore und deren Restaurierung


Am 15. Januar 2020 war ich vom Nabu in der Botschaft von Estland eingeladen, um mehr über das Europäische Projekt Restaurierung von Moorgebieten zu erfahren. Moore sind die größten terrestrischen Ökosysteme die Treibhausgase speichern und wachsen über Jahrtausende. Vieles muß noch erforscht werden, aber es ist inzwischen klar wie wichtig sie sind.


> Dieser Artikel erklärt wie bedeutsam Moore sind und wie wir alte Flächen restaurieren müßen.

Es gibt zwei Arten: die Niedermoore die vom Grundwasser versorgt werden (Mehrheit in DE) und die Hochmoore, die durch Regen versorgt werden.

 

Beide bieten Ökosystemdienstleistungen von denen wir profitieren:

-      Sie sind Wasserspeicher, Pufferspeicher bei Hochwasser und Wasserfilter.

-      Sie entlassen Feuchtigkeit in die Luft, die von der umliegenden Vegetation aufgenommen wird, und kühlen die Luft.

-      Hinzu sind sie bedeutende CO2-Speicher: Sie speichern kontinuierlich Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) durch das Absterben und die Teilzersetzung von pflanzlichem Material das mit der Zeit eine wachsende Torfschicht bildet. Diese wächst jedes Jahr um 1-2mm. Manche Moorgebiete gibt es seit der letzten Eiszeit.

 

Vergleich zum Wald:

Ein Wald bindet CO2 durch das Wachstum der Bäume. Wenn die Bäume ausgewachsen sind und die Fläche voll bestockt ist, flacht die Kurve der CO2-Sequestrierung deutlich ab: es wachsen nur noch Bäume hoch wo andere Bäume fehlen. Das Totholz entbindet beim Zersetzen das CO2.

 

Wenn Holz im Wald geschlagen wird, um z.B. in Gebäuden eingebaut zu werden, bleibt das CO2 gespeichert. Gleichzeitig können neue Bäume in diese Waldlücken wachsen. Die Forstwirtschaft führt deswegen zu einer interessanten Erhöhung der CO2-Speicherung.

 

Die Trockenlegung von Mooren:

Die Trockenlegung von Mooren führt zu einer Oxidierung vom Torf der dann 15 bis 40 Tonnen CO2 und N2O pro ha und Jahr emittiert. Vor dem menschlichen Eingriff gab es 1,5 Millionen ha Moorflächen in Deutschland. 95% dieser Flächen wurden trockengelegt und haben heute eine andere Nutzung. 80% aller Moore in Deutschland sind heute landwirtschaftlich genutzt. Die Nutzung dieser Flächen ist für 40% der Emissionen der Landwirtschaft verantwortlich.

 

Wiederbewässerung von Mooren:

Um diese wichtigen Ökosysteme wieder mehr Platz in unserer Kulturlandschaft zu geben, werden Flächen wieder bewässert und restauriert.

 

Es ist aber nicht einfach:

-      Der Wasserspiegel muss knapp (ca. 10cm) unter der Oberfläche liegen.

-      Um das richtige Biotop zu entwickeln ist am Anfang eine Lenkung der Flora notwendig.

-      Die Spezifitäten vom Ort und das Mikroklima beeinflussen das Ergebnis.

 

Das Moor emittiert am Anfang der Wiederbewässerung große Mengen an Methan (CH4), ein besonders schädliches Treibhausgas das aber eine kurze Lebenszeit hat. Später sequestrieren die Flächen wieder CO2, sollte sich das Feuchtbiotop langfristig halten.

 

Meine Gedanken dazu:

Es besteht kein Zweifel, dass Moore für unsere Ökosysteme wichtig sind. Sie spielen eine wesentliche klimatische Rolle und sind als spezielle Biotope für etliche Spezies (Tiere und Pflanzen) lebenswichtig. Beindruckend finde ich, dass sie zum einen „ewige“ CO2-Speicher sind und zum zweiten umliegende Flächen kühl halten, indem sie Feuchtigkeit entlassen. Bei den extremen Temperaturen der letzten Jahre ist es besonders wichtig.

 

Unsere strengen Naturschutzgesetze (z.B. Natura 2000) ermöglichen heute, diese Biotope zu schützen. Hinzu fördert die Politik die Wiederbewässerung von trockengelegten Flächen, was zu neuen Projekten führt. Solche Aktionen finden nicht nur in Europa statt; ich habe z.B. über The Nature Conservancy im Jahr 2019 einen Austausch zwischen Projekten in Europa und USA erlebt.

 

Moorgebiete sind oft Schutzflächen und 60% der Natura-2000-Gebiete in Europa gehören Privatpersonen. Damit mehr Wiederbewässerungsprojekte umgesetzt werden, müssen die ländlichen Akteure wie Grundeigentümer, Land- und Forstwirte oder Angler und Jäger unbedingt in solche Projekte mit einbezogen werden und für deren Arbeit vergütet werden.

 

Eine europäische Umfrage vom (LIFE) Projekt „Land Is For Ever“ in 2019 zeigt, dass viele Grundeigentümer bereit sind, Projekte für die Förderung der Artenvielfalt zu unterstützen, insbesondere Frauen. Ein Drittel der Befragten setzen bereits Konservierungsmaßnahmen auf deren Flächen um. Laut derselben Umfrage kritisieren die Grundbesitzer als erstes, dass es nicht genügend Anerkennung für deren Arbeit in dem Bereich gibt. Als zweites wollen sie mehr unbürokratische Lösungen bekommen, um Naturschutzprojekte umzusetzen.

 

Um denen entgegen zu kommen, wäre eine Vielfalt an Lösungen wie unterschiedliche Naturschutzverträge besonders willkommen, sowie eine fortlaufende Nutzung der Flächen. Eine „Glasglockenpolitik“ mit immer mehr Restriktionen auf der Fläche bringt weder Akzeptanz noch Unterstützung.

 

Die Moore bekommen eine immer größere öffentliche Anerkennung für die Ökosystemdienstleistungen die sie bieten, aber es müssen noch viele trockengelegte Flächen restauriert werden. Die Unterstützung der ländlichen Akteure ist ein wichtiger Teil der Lösung. Sie zeigen Interesse, Naturschutzprojekte umzusetzen und könnten einen Teil der Arbeit übernehmen. Die Landnutzer müssen weitere angepasste Lösungen bekommen, aber wir sind bereits auf dem richtigen Weg.

 

 

Quellen:

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/index.html

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/moore/deutschland/16345.html

 

https://www.nature.org/en-us/newsroom/ohio-nature-conservancy-restores-wetlands/

 

http://landisforever.eu/wp-content/uploads/2020/07/Infographic-Private-Land-Conservation-LIFE-A1

 

http://landisforever.eu

 

http://landisforever.eu/wp-content/uploads/2019/10/Assessing-Private-Landowners’-Opinions-of-Conservation-Programs-and-Policies-to-Expand-the-Use-of-Private-Land-Conservation-Methods-and-Approaches-in-Europe-2.pdf

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